Essens Kreative Klasse

studio_b_logoVom 11. bis 27. September 2009 findet zum dritten Mal in Essen ein Treffen der kreativen Art statt: Vertreter aus sämtlichen kreativen Berufen und Unternehmen, aus Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt und Software/Games-Industrie geben sich die Ehre, um Einblicke in ihre Arbeit zu geben und ihr Potenzial für die regionale Wirtschaft zu präsentieren. Ausstellungen, Workshops, Kunstaktionen, Diskussionsreihen, Kulturveranstaltungen und vieles mehr zum Thema Kreativwirtschaft erwarten Aktive und Interessierte an den Schwerpunkten Zollverein/Nord, Essen Mitte, Rüttenscheid und Südviertel.

Ein Highlight wird sicherlich die Eröffnungsparty auf Zeche Zollverein, die jede Menge Gelegenheit für branchenübergreifendes Networking bietet und zugleich die besten Entwürfe zum Gestaltungswettbewerb „Designallee Zollverein“ präsentieren und prämieren wird. Dazu gibt’s attraktive Cateringangebote, verschiedene Bars und später sogar eine Disco über den Dächern der Stadt.

Ein zweites Highlight, das zum Zusammensein einlädt, ist sicherlich die „Brotzeit – das Familienfest“, zu der die Designgemeinschaft Rü 166 am 25.September einlädt . Der gemütliche Hof der Rüttenscheider Str. 166 bietet den Raum für Gespräche und Austausch in  entspannter Atmosphäre. Als besonderes Angebot kann man sich außerdem professionell fotografieren lassen – die Ergebnisse des Vorjahres sind bereits unter www.rue166.de zu bewundern.

Daneben locken innerhalb der 17 Tage eine Vielfalt von weiteren Veranstaltungen mit Namen wie Baldeney 2.0 oder Rüunion – in Anspielung auf die Essener Rü(ttenscheider Straße) als Ruhrgebietsversion der Düsseldorfer Kö. An den Namen erkennt man, dass man sich vor der Konkurrenz nicht fürchtet und stolz ist auf die Leistungsfähigkeit der zukünftigen Kulturhauptstadt.

Die Kreative Klasse in Essen ist jedoch nur ein Beispiel von vielen für eine branchenübergreifende Entwicklung, die der US-amerikanische Professor Richard Florida bereits 2002 in seinem Buch „The Rise of the Creative Class“ beschrieb.  Florida stellte fest, dass der kreative Output eines Standortes der wichtigste Faktor für das Wirtschaftswachstum ist. Als scheinbar banales, aber doch signifikantes Beispiel wird die Erfindung des Pfluges angeführt, die als kreativer Einfall zu tiefgreifenden Veränderungen in der Landwirtschaft führte. Allgemein bedingt die Ansiedlung kreativer Köpfe eine Aufwärtsspirale, was die wirtschaftliche, städtebauliche und gesellschaftliche Attraktivität betrifft. So ballen sich kreative Berufe laut Florida vor allem in bereits attraktiven Gegenden, was zu überdurchschnittlichem Wachstum und Wohlstand führt, wodurch wiederum weitere kreative Köpfe anlockt werden und die Kreativwirtschaft in jenen Regionen wächst. In der Metropole Ruhr gilt die innovative Szene in Essen schon heute als Vorreiter und Treiber für Kreativität und Kreativwirtschaft.

Die Erhöhung der Teilnehmerzahl bei der „Kreativen Klasse Essen“ von 80 auf 160 Unternehmen spricht jedenfalls eine deutliche Sprache.

„Soundscapes“: Landschaft im Ohr

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Wie klingt eigentlich Ihr Zuhause?
Oder Ihre Kindheit?

Vielleicht wie: das Knarzen der obersten Treppenstufe, eine nahe Kirchenglocke, Nachbars Hundegebell, die quietschende Balkontür? Jedes dieser Geräusche mag für sich völlig unbedeutend sein –  in der Kombination jedoch sind sie so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck.

Erinnerungen haben oft eine starke lautliche Identität: Ein Sommertag 1973 klingt rückblickend vielleicht nach aus Bürofenstern klappernden Schreibmaschinen; ein Samstagmittag 1989 nach einer der letzten Sirenen des Luftschutzalarms.

Viel mehr als visuelle Reize prägen sich nämlich akustische Eindrücke ein, die im Alltag oft nebensächlich scheinen, aber tatsächlich direkt ins Unterbewusstsein vordringen. In den oben angeführten Beispielen handelt es sich ja auch nur deshalb um Charakteristika der jeweiligen Zeit, weil es diese Geräusche heute nicht mehr gibt. Ansonsten wären sie längst als Nebensächlichkeit vergessen oder – wahrscheinlicher –  ihre Existenz überhaupt nie bemerkt worden.

Die prägende Wirkung von Alltagsgeräuschen findet sich allerdings nicht nur im kleinen und individuellen Raum; das Prinzip wird mittlerweile auch gern auf Städte übertragen: Wie klingt Berlin am Prenzlauer Berg? Was hört man in einer Dortmunder Pommesbude? Wie klingt Prag abseits der Touristenströme? Über diesen Ansatz bekommt man einen ganz anderen, oft viel deutlicheren „Blick“ auf eine Gegend: Hört man sich die Soundaufnahmen eines Platzes an und vernimmt heitere Unterhaltungen, das Rauschen von Bäumen und Kinderlachen bekommt man sicher eine andere Motivation, diesen Ort auch mal zu besuchen als wenn man kläffende Hunde und das Grölen von Betrunkenen hört.

Aus vielen einzelnen Klängen entsteht eben immer eine vollständige Geräuschkulisse – übrigens ein sehr treffendes Wort, um auszudrücken, wie aus Details ein Gesamtbild, eine komplette Klanglandschaft entsteht. Soundscape – eine Wortschöpfung, die sich aus den englischen Wörtern „Sound“ und „Landscape“ zusammensetzt (also die 1:1-Übersetzung von Klanglandschaft ist) bezeichnet eine erlebbare Klangumwelt, die jeden beliebigen Raum auszeichnet. Der Begriff stammt von dem kanadischen Professor und Komponisten Raymond Murray Schafer, der sich bereits in den sechziger Jahren mit der akustischen Umwelt beschäftigte und dabei festgestellt hat, dass ihre hörbaren Merkmale hochgradig ort- und zeitspezifisch sind.

Heute gehen immer mehr Projekte diesem Ansatz nach; ein beeindruckendes Beispiel ist das Museum Auditorium Mundi, das ein weltweites Klangarchiv zur Verfügung stellt und dessen Aufnahmen auch online zugänglich sind. Die Grundidee besteht einerseits darin, die lautliche Vielfalt des Planeten zu bewahren, andererseits in dem wissenschaftlichen Interesse an der auditiven Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt. Viele Menschen sind schließlich nicht nur umgeben von Naturklängen, sondern zunehmend auch von Geräuschen, die sie selbst erschaffen, die seine Kultur auszeichnen.
Das Projekt bezeichnet seine Aufgabe als „Erforschung und Darstellung von Klängen und Klanglandschaften auf der ganzen Welt“, lädt aber auch generell dazu ein, dem Hören mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Für die eigene „Soundscape-Erfahrung“ heißt das: Mal bewusst hinhören, welche Klänge eigentlich das persönliche Umfeld ausmachen – umso interessanter ist danach der Vergleich im Auditorium Mundi, wie sich für Menschen am anderen Ende der Welt Heimat anhört.

Eine lokale Variante, sozusagen ein „Auditorium Regionalis“, bietet der Emscherplayer für das Ruhrgebiet. Dabei handelt es sich um eine Medienplattform der Emschergenossenschaft, die nicht nur mit Fotos, sondern auch mit Audioaufnahmen das Hier und Jetzt im Revier dokumentiert. Das Studio b arbeitet aktiv an diesem Projekt mit und sammelt Geräuschkulissen, die an scheinbar unbedeutenden Orten zu hören sind, bald aber durch den Strukturwandel an der Emscher unwiderruflich verloren gehen werden.

Über eine längere Zeit hinweg gesammelt, bewahrt und archiviert der Emscherplayer also nicht nur Erinnerungen in ihrer akustischen Dimension, sondern verdeutlicht auch, wie Wandel konkret und vor Ort aussieht. Vielleicht kann man also 2012 schon Cafégeräusche und Wasserplätschern hören, wo 2009 noch eine latente Bedrohlichkeit in der Geräuschkulisse lag.

RADIO DAY 2009 – Trendspotting in Köln

Am 22.9. findet studio_b_logoin Köln zum 15. Mal der „Radio Day“ statt, dieses Jahr unter dem Motto: „Ideas for Ears. So wirkt Radio”. Jedes Jahr wird hier das Potenzial des Werbeträgers Radio neu ausgelotet, bieten sich jede Menge Gelegenheiten für brancheninternen Austausch und hörfunkrelevante Trendanalysen.

Die Veranstalter AS&S Radio und RMS kündigen den Radio Day als Branchenereignis des Jahres an und rechnen mit mehr als 3.000 Besuchern in den Rheinparkhallen. Der Radiotag, in dessen Rahmen verschiedenste Lösungen rund um Radio, Audiokommunikation, Werbung und Wirtschaft  präsentiert werden, besteht aus drei Veranstaltungen.
Zur reinen Information gibt es den Radio Day Kongress mit Vorträgen und Workshops, wo zum Beispiel Peter Sloterdijk, einer der populärsten Philosophen der Gegenwart, einen kurzen Abriss der Audioanthropologie liefert und der Frage nachgeht, wie wichtig Radio für die heutige Gesellschaft ist. Parallel zum Kongress findet die Radio Day Lounge statt, wo Aussteller News und Trends präsentieren und sich Gelegenheit zum Austausch und Networking bietet. Den krönenden Abschluss bildet am Abend die Radio Day Party, wo man den Tag mit Musik und Drinks angemessen ausklingen lassen kann.

Die Veranstaltung richtet sich im weitesten Sinne an alle Entscheidungsträger und Kunden des Radios und der Radiowerbung, bedient also die Schnittmenge zwischen Hörfunk und Marketing. Der Radio Day bietet ihnen Informations- und Dialogmöglichkeiten und liefert eine Menge neuer „Ideas for Ears“ für Radio und Audio als effiziente, innovative Werbeträger.

Radio im Auge – die LfM

studio_b_logoDie LfM, die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, ist eine Institution, die sich vor allem mit der Aufsicht über und Zulassung für den privaten Rundfunk in NRW beschäftigt.

Die Inhalte sämtlicher Medien sind den jeweiligen Produzenten zwar grundsätzlich selbst überlassen, unterliegen aber gesetzlich vorgeschriebenen Programmanforderungen, um ein gewisses Qualitätsniveau zu gewährleisten und Missbrauch bzw. illegale Inhalte zu verhindern.

Seit 1999 verleiht die Landesmedienanstalt einen eigenen Hörfunkpreis für herausragende Leistungen im Medium Radio. Dabei sind nicht nur die eigentlichen Sendungen von Interesse, sondern auch die Qualität der Inhalte „dazwischen“: Die LfM prämiert daher sowohl redaktionelle Beiträge des privaten NRW-Funks als auch besonders gut gelungene lokale Werbespots und -kampagnen. Das Team der Studio b music GmbH erhielt dabei 2008 bereits zum dritten Mal den LfM-Hörfunkpreis für seine Spots und ist auch in diesem Jahr wieder mit einer Kampagne nominiert. Die Preisverleihung, in dessen Rahmen die Gewinner bekannt gegeben werden, findet am 02.Oktober in Düsseldorf statt.

Neben diesen Aufgaben begleitet die Landesanstalt für Medien aber auch Forschungen zur Medienentwicklung und unterstützt Programme zur Förderung der Medienkompetenz – eine Fähigkeit, die angesichts wachsender Informationsmöglichkeiten immer mehr an Bedeutung gewinnt. Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW hat die LfM 2007 daher auch den „Medienkompass“ herausgegeben, ein Nachschlagewerk zur Orientierung im Mediendschungel, das anschaulich und leicht verständlich aktuelle Begriffe wie Digitalisierung oder HDTV erklärt.

Finanziert wird die LfM übrigens aus einem Anteil der in NRW erhobenen Rundfunkgebühren, um Unabhängigkeit vom Staat oder anderen Institutionen zu gewährleisten und damit einen freien Rundfunk zu sichern.

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20 Sekunden

studio_b_logoDeath-by-Powerpoint-Syndrom: Über Stunden jagt eine Präsentation die nächste und schon bald bekommt man nur noch die jeweiligen Einführungen mit – wenn überhaupt. In Japan und seit kurzem auch in Europa boomt daher das sogenannte Pecha Kucha. Dabei handelt es sich um eine Vortragsform, bei der jede Powerpoint-Präsentation nur aus 20 Folien bestehen darf, und zu jeder der Folien auch nur 20 Sekunden Zeit zum Kommentieren zur Verfügung stehen. So ist der Rahmen für jedes Thema von vornherein auf 6:40 Minuten beschränkt, was den Sprecher zwingt, auf den Punkt zu formulieren und nur die Quintessenz seiner Idee zu präsentieren.

Aber nicht nur bei Powerpoint-Präsentationen ist das Prinzip „Auf das Wesentliche reduzieren“ erfolgreich, sondern einfach überall dort, wo Menschen schnell eine Idee vermittelt werden soll. Bei der Produktion von Werbespots etwa ist die Zeit für den Inhalt ebenfalls oft auf 20 Sekunden beschränkt. 20 Sekunden, das sind ziemlich genau 80 Silben Text, aus denen hinterher der fertige Spot besteht. In dieser kurzen Zeit muss der Hörer aufmerksam gemacht und zum Zuhören ermutigt werden, muss er die wichtigsten Aussagen eindringlich vermittelt bekommen. Keine leichte Aufgabe für die Texter. Wenn man es aber von klein auf gewohnt ist, nicht um den heißen Brei herumzureden, hilft das ungemein bei der Arbeit. Dann ist es gut, wenn man im Ruhrgebiet aufgewachsen ist. Da, wo man einen Menschen, der nicht zur Sache kommt, „Laberkopp“ nennt, und jeder, der nicht sofort begreift, worum es gerade geht, ironisch als „Schnellmerker“ abgekanzelt wird.

Aber woher kommt das? Was bringt die Menschen im Pott dazu, immer den Nagel auf den Kopf zu treffen? In einem Satz zu sagen, wofür andere fünf bräuchten?

Möglicherweise liegt ein Grund dafür in den früheren Arbeitsumständen, wo die Zusammenarbeit oft unter schwierigen Bedingungen stattfand, z.B. unter Tage oder auf dem Bau, dazu mit verschiedenen Nationalitäten. Da sagte man nicht: „Es wär besser, wenn du hier einen Helm trägst.“ Das hieß: „Helm auf! Aber zackig!“

Das war nicht nur unmissverständlich, sondern passte auch in die kurze Pause, bevor das Getöse arbeitender Bohrer wieder einsetzte. Will man es metaphysisch angehen, könnte man soweit gehen zu behaupten, den Arbeitern sei wohl der stakkatohafte Rhythmus der Maschinen ins Blut übergegangen und das hätte sich fortgepflanzt bis heute. So oder so zeichnen sich die Menschen im Revier offenbar noch immer durch eine große Vorliebe für Direktheit aus, die sich ja oft auch im zwischenmenschlichen Miteinander zeigt. Und vielleicht existiert hier bis heute auch ein besonders geradliniges Denken, das sich auch in der Sprache niederschlägt.

Diese Fähigkeit lässt sich gerade in der Werbebranche gezielt nutzen:

Hat nämlich ein Geschäft oder ein Veranstalter wirklich viel zu bieten, muss man dennoch eine Auswahl für einen Werbespot treffen – es ist nicht effektiv, auf  fünf verschiedene Angebote einzugehen. Bei zu vielen Informationen überschreitet der Spot sonst nicht nur die bevorzugte Länge von 20 Sekunden, sondern überfordert auch die Aufnahmefähigkeit der Hörer. Hier ist tatsächlich weniger mehr.

Im Essener Studio b, wo täglich Spots für Radiosender in ganz Deutschland produziert werden, gewinnt man durch den Standort und die Verwurzelung in der Region also vielleicht einen Vorsprung, wenn es darum geht, umfangreiche Inhalte knapp, aber präzise zu verpacken. Sozusagen einen regionalen Wettbewerbsvorteil im nationalen Geschäft, verursacht durch eine einzigartige Mentalität im Revier. Denn während man im Allgemeinen durch Sprache ohnehin nur Essenzen des vorher Gedachten ausdrückt, so scheint bei den Menschen an der Ruhr bereits das Denken an sich auf das Wesentliche einer Angelegenheit komprimiert zu sein. Das macht den Weg vom Gedachten zum Gesagten kürzer, einfacher, unmittelbarer. Die Sätze im Ruhrgebietsdeutsch sind kurz und prägnant, die Sprache trotzdem oft bildhaft – perfekte Vorraussetzungen, um zukünftigen Kunden im Ohr und damit im Gedächtnis zu bleiben.

Die Aufgabe, immer das Wesentliche herauszufiltern und werbewirksam zu präsentieren, ist trotz allem eine wahre Kunst. Man muss schnell und exakt den Kern der Sache treffen, sonst erreicht der Spot den Hörer nicht, sonst gehen die 20 Sekunden ins Leere. Oder wie man im Ruhrgebiet sagt: „Sonst is Hängen im Schacht!“

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Die Stimme des Produkts

studio_b_logoFlüstern suggeriert Vertrautheit, aufgedrehtes Geschrei macht neugierig, eine sonore Stimme vermittelt Kompetenz – allein über den Klang einer Stimme kann eine Menge an Inhalt transportiert werden. Dieses Prinzip ist der Werbebranche seit langem bekannt. Also entscheidet man sich sehr bewusst für bestimmte Sprecher, um die maximale Wirkung beim Verbraucher zu erzielen.

Aber wie findet man eigentlich die richtige Stimme für einen Werbespot? Und was für Personen verbergen sich hinter den Stimmen?

Um die perfekte Stimmbesetzung zu finden, muss man zuerst überlegen, wen der Spot ansprechen soll und welchen Stil er dafür haben muss, z.B. ganz natürlich, sachlich-seriös oder eher witzig. Daraus entsteht meist schon eine erste Vorstellung davon, wie der Sprecher klingen sollte. Jetzt kann man weitere Eigenschaften überdenken: Soll der Sprecher männlich oder weiblich sein, eine hohe oder tiefe Stimme haben, soll sie eher alt oder jung klingen? Diese und weitere Kriterien kann man z.B. in Online-Datenbanken wie www.find-a-voice.de angeben und schon wird eine Auswahl an Personen angezeigt, die die gewünschten Vorraussetzungen erfüllen. Man kann hier in Ruhe stöbern, sich Ausbildung und Referenzen der Sprecher sowie deren Haupttätigkeitsfelder ansehen und bei Interesse direkt Kontakt aufnehmen.

Eine weitere Möglichkeit, passende Stimmen zu finden  – und Hintergrundinformationen zum Beruf des Sprechers zu erhalten – bietet die Homepage der „Vereinigung deutscher Sprecher“. Diese hat sich die Förderung und Unterstützung freier Sprecher zum Ziel gesetzt, z.B. bei Fragen zum Arbeitsrecht oder nach der richtigen Versicherung. Durch die Arbeit des Vereins sind beispielsweise Sprecher seit 2005 offiziell als Künstler und damit als selbstständige Unternehmer anerkannt. Auch diese Seite bietet eine umfangreiche Sprecherkartei inklusive Kontaktdaten, doch auch hier muss man selbst schon eine Vorstellung davon haben, wonach man sucht.

Für den vollen Service inklusive Beratung und Buchung wendet man sich eher an eine professionelle Agentur wie etwa Brilliant Voice in Berlin. Auch hier kann man nach eigenen Kriterien suchen und sich die Sprecher ansehen und -hören. Bei Interesse macht Brilliant Voice aber auch gezielt Vorschläge aus seinem Sprecherpool und berät, welche Sprecher sich besonders eignen und bereits ähnliche Aufträge produziert haben. Die Stimmen bekommt man danach entweder zugeschickt oder man lässt sich von Brilliant Voice eine Studioaufnahme vor Ort organisieren. Für den Sprecher heißt das, sich auf den Weg zum Kunden zu machen, um dessen Wünsche exakt und auf Anweisung im Spot zu realisieren.

Aber wer sind eigentlich diese Menschen, deren Stimmen so präsent sind, deren Gesichter wir aber nie sehen? Und wie kommt man dazu, Werbespots zu sprechen?

Zunächst einmal sind die meisten Sprecher nicht ausschließlich Werbesprecher, sondern dazu noch Moderatoren, Schauspieler, Synchron- oder Off-Sprecher (die in Fernsehsendungen die Bilder kommentieren).

Viele von ihnen sind oder waren im Hörfunk tätig, haben eine schauspielerische Ausbildung gemacht oder fanden über Sprachschulungen in die Branche. Es gibt aber auch einige wenige, die tatsächlich ein Diplom in „Sprechen und Sprecherziehung“ haben, also sehr gut ausgebildet und spezialisiert sind. Auffallend viele der Sprecher haben jedoch einen Hintergrund in der Schauspielerei, in Gesang oder Musical. Das ist kein Zufall. Denn Werbesprecher zeichnen nicht nur eine ausdrucksstarke Stimme und saubere Aussprache aus – vielmehr ist Vielseitigkeit oft das entscheidende Kapital. Um ein Produkt zu präsentieren, wird es ja in den meisten Fällen in einer fiktiven Situation präsentiert, etwa beim Plausch zwischen zwei Freundinnen. Die authentische Präsentation ist hier das A und O, denn die Zielgruppe soll sich wiedererkennen und denken: „Hey, das könnte auch was für mich sein“. Daher ist ein breites Stimmenspektrum, mit dem man von Banken bis Discountern sämtliche Branchen abdecken kann, das größte Kapital des Sprechers.

Flexibilität und Authentizität sichern guten Sprechern auf lange Sicht einen entscheidenden Vorteil. Kurzfristig werden zwar gern neue, unbekannte Sprecher gebucht, dessen Stimmen man noch nicht mit einer Marke verbindet; dieser Vorsprung ist nach einigen Spots aber verbraucht. Ein erfahrener Sprecher dagegen ist nicht nur variantenreicher und im Ton treffsicherer, sondern auch schneller in der Umsetzung von Regieanweisungen.

In den verschiedensten Situationen immer ganz natürlich zu klingen ist nur schwer erlernbar. Ein gewisses schauspielerisches Talent und eine angenehme Stimmlage sind erste gute Vorraussetzungen, aber bieten trotzdem nur die Ausgangsbasis: meist führt erst ein langer Weg über Schauspielschulen, phonetische Schulungen sowie mehrere Jahre Erfahrung als Moderator/Sprecher zu der Möglichkeit, auch als Werbesprecher tätig zu werden. Und das auch nur dann, wenn die eigene Stimme bereits unverwechselbare Stärken hat, die auch Tests mit Publikum standhalten.
Die Zielgruppe anzusprechen ist schließlich das wichtigste Kriterium bei der Produktion eines Werbespots und entscheidet über Erfolg oder Misserfolg einer Kampagne.

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Psychoakustik und Sound-Engineering

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In seiner Magisterarbeit mit dem Namen „Psychoakustik und Sound-Engineering: Der neue Stellenwert des Hörens in der Corporate Identity“ stellte Marcus Herrmann bereits 2001 eine neue Werbeentwicklung vor, die heute allgegenwärtig ist: Sound-Engineering, also das Konstruieren von Sounds als Kennzeichen von Produkten oder Unternehmen, wird heute von vielen Firmen genutzt, um die Aufmerksamkeit der Kunden zu gewinnen und einen größeren Wiedererkennungswert zu erreichen.

3 Faktoren entscheiden hauptsächlich über Kauf oder Nicht-Kauf: Funktionalität, visuelles Design und vermehrt auch Klänge: Sie verleihen einem Unternehmen Persönlichkeit, ebenso wie man sich bei einer unbekannten Stimme direkt ein positives oder negatives Bild vom Sprecher machen oder jemanden nur anhand der Stimme erkennen kann.

Herrmann erklärt, wie das Hören funktioniert, welche Wirkung es haben kann und stellt Ergebnisse aus der Psychoakustik vor. Die Ergebnisse dieser Forschungsrichtung werden immer mehr auch für Unternehmen interessant, und Herrmann gibt Einblicke, mit welchen Werbestrategien sie Menschen über das Hören  zu beeinflussen versuchen.

Die Arbeit untersucht das Thema nicht zuletzt unter dem Aspekt der allgegenwärtigen Lärmbelastung: Es stellt sich die Frage, wie man mit der Schaffung von synthetischen Geräuschkulissen verantwortungsvoll umgeht, um natürliche Geräusche nicht zu verdrängen oder gar die Stille zu einem unbekannten Geräusch werden zu lassen.

Marcus Herrmanns Arbeit ist im GRIN-Verlag erschienen und auf www.amazon.de erhältlich.

Über den Autor:

Marcus Herrmann hat an der Universität Duisburg-Essen Kommunikationswissenschaft studiert und arbeitet heute als Texter/Creative Grouphead bei EURORSCG in Düsseldorf. Er ist Miteigentümer von Studio b und betreibt außerdem den Blog „The single life“.

Sound Design für Unternehmen

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Ein chinesisches Sprichwort besagt „Was du ins Ohr flüsterst, wird tausend Meilen weit gehört.“

Diese Idee haben offenbar auch immer mehr Unternehmen für sich entdeckt und setzen auf Klang, Melodien und Sounds, um ihre Marke und ihr Unternehmen auf dem Markt zu präsentieren.

In Zeiten, in denen Produkte und Dienstleistungen einander immer ähnlicher werden, Qualität und Preise sich kaum mehr voneinander unterscheiden, muss man neue Wege finden, um das eigene Angebot unverwechselbar zu machen – um die Kunden „aufhorchen zu lassen“.

Die wohl bekannteste Form, eine akustische Markenidentität zu schaffen, ist der Jingle – eine bestimmte Werbemelodie oder Tonfolge, die man sofort mit dem Produkt assoziiert. Ideal natürlich, wenn der Jingle schon so präsent in den Medien ist, dass die pure Melodie ausreicht, und schon hat der Hörer den zugehörigen Text, bzw. Slogan im Kopf, beispielsweise bei „Wenn’s um Geld geht Sparkasse“.

Daneben gibt es aber auch Strategien, um das Produkt selbst akustisch einzigartig zu machen:
Das sogenannte Sound Engineering befasst sich mit der Kreation von produktspezifischen Sounds, die der Kunde sofort erkennen soll. Viele große Autohersteller legen zum Beispiel größten Wert darauf, dass eine Tür beim Zuschlagen genau das richtige, genau das erwartete satte Geräusch von sich gibt, welches oft sogar charakteristisch für eine Automarke ist. Technisch wäre es durchaus möglich, dass das Zuschlagen nur noch ein leises Schnappen erzeugt, aber das vermittelt dem Kunden einfach nicht das richtige Gefühl: Mit dem lauten, vollen Klang wird Qualität suggeriert und Sicherheit assoziiert.

Und genau das ist der Punkt: Klänge erzeugen Emotionen. Da muss man nur daran denken, wie einen ein Musikstück in frühere Zeiten versetzt, man das Schlagen der Standuhr mit den Großeltern verbindet oder das richtige Sommergefühl erst mit Vogelgezwitscher aufkommen will. Vor diesem Hintergrund ist es höchst effektiv, Klänge zu nutzen, um seinem Produkt einen Zugang zur Gefühlswelt zukünftiger Kunden zu verschaffen und so ein Maximum an Präsenz und Werbewirksamkeit zu erreichen.

Neben dem Ansatz, einem Unternehmen visuell ein Gesicht und ein Corporate Design zu verpassen, geht der Trend also immer mehr dahin, auch eine akustische Marke zu schaffen. Werden mehrere Wahrnehmungskanäle dann noch kombiniert angesprochen, hinterlässt dies einen noch nachhaltigeren Eindruck, sichert noch mehr Unverwechselbarkeit. Das Ganze nennt sich dann „Sensual Marketing“: Der Kunde bekommt nicht nur ein Produkt vom Unternehmen, er kann das Unternehmen mit seinen Sinnen erfahren; es spricht ihn an.
Und damit ist auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Kunde jenes Produkt aus der Masse auswählt, welches ihn berührt hat, welches also bereits in seinem Denken (und Fühlen) präsent ist.

Das gesamte Konzept war vielleicht schon im 18. Jahrhundert bekannt, als der französische Politiker Graf von Mirabeau erkannte: „Mit den Menschen ist es wie mit den Hasen – man muss sie bei den Ohren packen.“

Die schnelle Nummer

Einerseits ja eine feine Sache, was itgruendungmuenchen da unter http://aufgehts.wordpress.com/2009/04/08/was-kostet-eigentlich-radiowerbung/ schreibt. Nämlich, dass sich Radiowerbung lohnt. Im Detail wird´s dann aber krude.

Innerhalb eines Tages (in Zahlen: 1 Tg., 24 Std.) sei so ein Radiospot produziert. Immerhin haben diese Studiomenschen ja alle ProTools und MusicTaxi. Damit geht das doch ruckzuck.

Richtig, lieber itgruendungmuenchen. Bloß dass da noch keinerlei Idee, geschweige denn ausgereiftes Konzept dahinter steht, sondern allenfalls die rasche Durchsage von Fakten aus dem Unternehmensflyer und vielleicht noch ´ne Telefonnumnmer.

Schade, wenn und dass Kunden die Arbeit der Funkagenturen noch immer und immer wieder so gering schätzen und damit allen ambitionierten Radiowerbemachern zumindest diesen Teil ihres Lebens unnötig schwer machen.

Gebt uns eine Woche für Recherche, Idee, Text und Produktion, dann wird meistens was Brauchbares draus.

Dem Grauen in bundesdeutschen Werbeblöcken könnte damt ein Stück weit entgegengewirkt werden.

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